Nataly Bleuel, Chris Köver und Tom Schimmeck (Foto: Tanja Krokos) |
Die SPD-Politikerin wird
2008 als weltfern, machtgeil, nicht ernstzunehmend oder gar gleich
als „Irre von Wiesbaden“ dargestellt. Eine Frau, die
„pastellfarbenen Träumen“ hinterherjage, wie eine Stern-Autorin
damals die Situation kommentierte. Auf ihre Rolle als Frau wird in
der Berichterstattung explizit eingegangen, sowohl sprachlich,
bildlich, als auch psychologisch. „ Es hat mich nicht irritiert,
dass die üblichen Verdächtigen auf die Kacke hauen, aber das selbst
taz, Zeit und die Frankfurter Rundschau sowie insbesondere sehr viele
Frauen da mitgemacht haben, das exaltiert mich bis heute“, so
Schimmeck. In Journalistenkreisen ist es kein Geheimnis, dass die
Berichterstattung damals versagt hat. Sie war einseitig und
sexistisch. Dr. Ines Kappert, Ressortleitung für Meinung und Debatte
bei der taz, wird sich dazu bei der späteren Diskussionsrunde aus
dem Publikum zu Wort melden und anmerken, dass sich die taz damals
vor allem wegen des Linkstrends für Ypsilanti interessiert und die
Zeitung auch keine Leitmeinung hat. Eine andere Stimme aus dem
Publikum will dies aber nicht gelten lassen. Warum es den Medien
möglich war so einseitig zu berichten, sieht Schimmeck vor allem der
damaligen öffentlichen Haltung, aber auch der Rudelbildung in den
Medien geschuldet. „Der Konformitätsdruck ist oft stärker als der
Profilierungswunsch“. Auch auf die Berichterstattung zu Angela
Merkel geht Schimmek kurz ein. In ihr sahen die Medien vor ihrem
Amtseintritts einerseits zu wenig den „starken Führer“ („Kohls
Mädchen“) und andererseits trug sie ihnen zu sehr zur
„Entzauberung der Frau“ („kühle Physikerin“) bei. Gerade auf
sprachlicher Ebene machen die Beispiele Schimmecks deutlich, wie groß
die Auswirkung des Faktors Geschlecht auf die Berichterstattung noch
immer ist. Schimmeck sieht die größte Chance für Subversion in den
Medien darin, eigene Bilder zu schaffen. Es geht ihm um die Frage:
„Wie ändere ich etwas und nicht, wie komme ich da rein?“.
Es folgt der Beitrag von der
Redakteurin und Mitherausgeberin des Missy Magazins Chris Köver, die
sich zum Thema „Pop, Politik und Style. Gender Trouble im Missy
Magazin“ äußert.
Köver erzählt, wie es 2008 zur
Gründung des Missy Magazins kam und was das Magazin von anderen
Magazinen abgrenzt. Ihr und ihren Mitstreiterinnen Stefanie Lohaus
und Sonja Eismann, sei es damals aufgestoßen, dass es einerseits die
herkömmlichen Frauenzeitschriften mit dem bereits oft zitierten
Frauenbild gab, anderseits eine Fülle an popkulturellen Magazinen,
sich jedoch fast ausschließlich durch männlich besetzte Cover und
Inhalte hervorgetan hat.
Inspiriert durch amerikanische Vorbilder wie die Zeitschrift „Bust“, entstand die Idee ein Magazin zu gründen, dass die Aspekte, glamouröses Versprechen sowie Pop- und Politik miteinander verbindet. Es sollte ein Magazin werden, dass nach dem Lesen keine Defizitgedanken, sondern die Lust hervorruft aktiv und kreativ zu werden. Für die Herausgeberinnen ist es essentiell, dort weibliche Vorbilder zu schaffen, wo es einen Mangel an eben solchen gibt. „Bei uns kommen keine Frauen vor, nur weil sie Frauen sind, sondern weil sie neue Standards setzen“. Das Magazin vertritt die an Judith Butler angelehnte Auffassung von Geschlecht, welche besagt, dass das Geschlecht nichts naturgegebenes ist, sondern durch Verhalten und Sprache entsteht.
„Durch das Sprechen über Geschlechter begrenzen wir uns selbst, das Missy Magazin soll dazu beitragen diese Grenzen zu weiten“, so Köver. Im Missy Magazin werden sowohl visuelle als auch sprachliche Formen von Dekonstruktion von Geschlecht genutzt, um die angesprochene Grenzerweiterung anzutreiben. Hier spielen auch Satire und Humor mit hinein, Mittel, die die Macherinnen bewusst nutzen. Dennoch versteht sich das Magazin vordergründig nicht als politisches, sondern als unterhaltendes Publikumsmedium.
Auch Mode und Sex spielen eine Rolle in der Magazingestaltung, da auch sie einen Aspekt des Weiblichen darstellen und, so die Rednerin, „ eine hervorragende Vorlage bieten, um es besser bzw. anders zu machen, als herkömmliche Frauenmagazine“. Chancen zur Subversion in den Medien sieht Köver vor allem darin an den Punkt zu kommen, dass das Geschlecht keine relevante Größe mehr ist sowie sich als Journalist Themen zu suchen, die einem selbst wichtig sind, statt sich an Trends zu orientieren. Mechanismen in Institutionen können nicht durch Einzelne unterwandert werden, da sind sich die Redner einig. Jedoch auch darüber, dass sich nur fernab der bereits ausgetretenen Pfade Möglichkeiten zur Veränderung von althergebrachten Medien-Mechanismen finden können. Und das beginnt bereits im Kleinen.
von Silvia Follmann, redaktionelle Mitarbeiterin des Missy Magazines
Inspiriert durch amerikanische Vorbilder wie die Zeitschrift „Bust“, entstand die Idee ein Magazin zu gründen, dass die Aspekte, glamouröses Versprechen sowie Pop- und Politik miteinander verbindet. Es sollte ein Magazin werden, dass nach dem Lesen keine Defizitgedanken, sondern die Lust hervorruft aktiv und kreativ zu werden. Für die Herausgeberinnen ist es essentiell, dort weibliche Vorbilder zu schaffen, wo es einen Mangel an eben solchen gibt. „Bei uns kommen keine Frauen vor, nur weil sie Frauen sind, sondern weil sie neue Standards setzen“. Das Magazin vertritt die an Judith Butler angelehnte Auffassung von Geschlecht, welche besagt, dass das Geschlecht nichts naturgegebenes ist, sondern durch Verhalten und Sprache entsteht.
„Durch das Sprechen über Geschlechter begrenzen wir uns selbst, das Missy Magazin soll dazu beitragen diese Grenzen zu weiten“, so Köver. Im Missy Magazin werden sowohl visuelle als auch sprachliche Formen von Dekonstruktion von Geschlecht genutzt, um die angesprochene Grenzerweiterung anzutreiben. Hier spielen auch Satire und Humor mit hinein, Mittel, die die Macherinnen bewusst nutzen. Dennoch versteht sich das Magazin vordergründig nicht als politisches, sondern als unterhaltendes Publikumsmedium.
Auch Mode und Sex spielen eine Rolle in der Magazingestaltung, da auch sie einen Aspekt des Weiblichen darstellen und, so die Rednerin, „ eine hervorragende Vorlage bieten, um es besser bzw. anders zu machen, als herkömmliche Frauenmagazine“. Chancen zur Subversion in den Medien sieht Köver vor allem darin an den Punkt zu kommen, dass das Geschlecht keine relevante Größe mehr ist sowie sich als Journalist Themen zu suchen, die einem selbst wichtig sind, statt sich an Trends zu orientieren. Mechanismen in Institutionen können nicht durch Einzelne unterwandert werden, da sind sich die Redner einig. Jedoch auch darüber, dass sich nur fernab der bereits ausgetretenen Pfade Möglichkeiten zur Veränderung von althergebrachten Medien-Mechanismen finden können. Und das beginnt bereits im Kleinen.
von Silvia Follmann, redaktionelle Mitarbeiterin des Missy Magazines
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